Mittwoch, 4. Juni 2008
BSG Pilotfilm Teil 1
Schon zu Beginn haben wir ein exzellentes Beispiel dafür, wie hochwertig Kamera und Schnitt bei dieser Serie sind. Nach dem ziemlich verstörenden Intro bekommt der Zuschauer in nichtmal 10 Minuten sämtliche nötigen Hintergrundinformationen und sieht so gut wie alle wichtigen Figuren der Serie, die alle in einem einzigen, langen Schwenk durch die Galactika vorgestellt werden. Und es fühlt sich nichtmal aufgezwungen an, sondern die Kamera verfolgt wie ein unbeteiligter Zuschauer scheinbar willkürlich mal die eine, mal die andere Figur durch die Gänge, ins CIC (quasi die Kommandozentrale) und hinunter ins Hangardeck. Hier und da werden wie nebenbei Gesprächsfetzen aufgenommen, die die ganze Story in den Rahmen setzen. Allein der Beginn, mit dem langen Zoom auf die allein und winzig im All schwebende Galactika, untermalt mit einem tollen Trommelbeat, lässt einem schon einen wohligen Schauer über den Rücken laufen.

Die Galactika ist alt, war ein berühmtes Kriegsschiff während der ersten Auseinandersetzung mit den Zylonen und wird in Ruhestand geschickt, genau wie ihr scheinbar berühmter Kommandeur. Dem es eigentlich garnicht passt, dass der alte Kahn zu einem Museum umgewandelt werden soll. Tagesordnungspunkte sind Formationsflug, eine Mitteilung von einer Außenstation, die sich scheinbar alleine fühlt, und wo man den Souvenirshop für das einzurichtende Museum denn am besten hinbaut. Wie langweilig. Der Kommandeur improvisiert aus lauter Lustlosigkeit (und nach einem Streit mit dem Sohn) eine vielsagende, seltsam deprimierend anmutende Rede, hat noch eine Auseinandersetzung mit der Bildungsministerin, die unbedingt ein ach-so-tolles Computernetzwerk einrichten will, und kann dann endlich das spannende Buch weiterlesen, dass er wohl bei Dienstbeginn weglegen musste.
Und dann geht plötzlich die Welt unter. WTF?



Die ersten ca. 40 Minuten sind zugegebenermaßen ziemlich beschaulich, aber nötig, um zu begreifen, wie kalt das Wasser eigentlich ist, in das die Menschen da auf einmal geworfen werden. Und es ist bitterkalt. Die Zivilisation wird mit Atombomben ausradiert, es gibt keine Chance, Widerstand zu leisten, und alles was bleibt, sind eine Handvoll Zivilisten und ein altes, ausgedientes Kriegsschiff, nur mit der nötigsten Besatzung, ohne Munition, und eine tödlich erkrankte Ex-Lehrerin, die plötzlich Präsidentin ist. Keiner weiß so richtig, was eigentlich los ist und was man tun könnte. Nur mit Glück übersteht die Galactika selbst einen Angriff mit Atomwaffen (der alte Kahn scheint doch noch was zu taugen), was zig Besatzungsmitgliedern das Leben kostet.
Da hilft nur, sich an das zu erinnern, was man im militärischen Training gelernt hat, Bestandsaufnahme machen, Alarm geben und erstmal was zum Schießen besorgen. Und genau in dieser Situation wird aus der universellen Kathastrophe eine persönliche für den Kommandeur, der nun seinen zweiten Sohn, mit dem er im Streit auseinander gegangen ist, verloren glaubt.

Wenn man mal bedenkt, wie unvorstellbar so eine Situation ist, sind die Schauspieler (allen voran Mary McDonnell als Präsidentin Roslin) vortrefflich imstande, das Unvorstellbare darzustellen. Allein die Szene, in der ihr schmerzlich bewusst wird, dass sie tödlichen Brustkrebs hat, ist auf bedrückende Weise grandios.

Schafft es Apollo, einen auf MacGiver zu machen und die Zylonen irgendwie loszuwerden? Hat die Galactika den Zylonen irgendwas entgegenzusetzen? Und können die Wenigen, geretteten Zivilisten zusammen mit Boomer von Caprica entkommen? Hoffentlich kriegt Baltar noch das was er verdient (lebenslang Steinbruch, wenn's nach mir geht), nachdem sich der noble Helo für ihn aufgeopfert hat. Und was wird aus unserer neuen Präsidentin? Jede Menge Fragen und ein netter Cliffhanger gleich zu Beginn.

Und weil ich Listen so sehr mag, hier gleich mal noch eine, zur Übersicht für den Uneingeweihten.



Wen haben wir kennengelernt?

Die Zylonen: Die Bösewichter. Es gibt sie in der Ausführung "wandelnder Toaster" und "heißes, platinblondes Model". Allerdings scheinen das noch längst nicht alle zu sein, es gibt angeblich insgesamt 12 Modelle.

Commander William Adama: Kurz vor dem Ruhestand stehender Commander der stillzulegenden Galactika. Durch seinen Altenteil machen ihm die Zylonen allerdings einen Strich. Scheint sehr beliebt bei seinen Untergebenen zu sein (nach allem, was man so gehört hat, zurecht), aber im Angesicht einer Ernstlage würde ich mich definitiv nicht mit ihm anlegen wollen. Hat nämlich den "Todesblick".

Der XO (ich denke, das steht für "executing officer") Saul Tigh: Ebenfalls schon ein älterer Knabe, scheint seinen Boss schon länger zu kennen. Ist ein Trinker, Zyniker, ein grantiker Knochen und lässt sich nix gefallen. Schon garnicht von...

Kara "Starbuck" Thrace: Die sich ihrerseits auch nichts gefallen lässt, nichtmal vom vorgesetzten Offizier. Raucht, Pokert, nimmt den Mund gerne mal zu voll, kklopft Sprüche und ist die beste Pilotin, die die Galactika an Bord hat. Scheint ihrerseits sehr gut mit Big Boss Adama klarzukommen. Hatte scheinbar was mit dessen ums Leben gekommenen Sohn Zak.

Lee "Apollo" Adama: Scheint zunächst arrogant und zurückhaltend zu sein. Hat dann aber doch "nur" einen gewaschenen Konflikt mit seinem Vater, den er beschuldigt, seinen Bruder (und somit dessen Sohn) auf dem Gewissen zu haben. Ist aber ansonsten ein ganz fähiger Pilot, mit dem nötigen kühlen Kopf im Ernstfall. Wirkt aber trotzdem etwas zu glatt.

Laura Roslin: Hat ziemlich schlimmen Brustkrebs. Und verdankt dann den Zylonen, dass aus der Lehrerin und Bildungsministerin, die sich eigentlich kaum für Politik interessiert, die Präsidentin der 12 Kolonien wird. Scheint eigentlich keine sehr starke Persönlichkeit zu sein, zeigt aber zumindest ein gewisses Talent zur Pragmatik und im Umgang mit Menschen.

Doktor Gaius Baltar: Genie und Wissenschaftler. Legt gern sämtliche, in Reichweite befindlichen Frauen flach, darunter eine Zylonin (was er in seinem grenzenlosen Egoismus natürlich nicht merkt). Hat das koloniale Verteidigungssystem entwickelt. Was die Zylonen wiederrum mit Hilfe seiner Bettgenossin dazu verwendet haben, die Menschheit völlig wehrlos zu machen und diese an den Rand der Ausrottung zu treiben. Und alles, was ihn angesichts dieser Apokalypse interessiert ist, wie er aus der Verräternummer wieder 'rauskommt. Der Arsch.



Beste Szenen: Die komplette Sequenz zu Beginn auf der Galaktika, die zeigt, welch fabelhafte Kameraarbeit geleistet wird, und es schafft, innerhalb von weniger als 10 Minuten etwa 90% der Figuren vorzustellen, einen Einblick in ihre Persönlichkeit zu geben, und die Ausgangssituation zu beschreiben. Und dann noch Adamas Gesicht, der seinen ersten (und bestimmt nicht letzten) Befehl von der neuen Präsidentin erhält.

Zitat des Tages: "Why are we as a people worth saving? und natürlich "Are you alive?"

Und als Bonus haben wir noch das offizielle Galactika Schimpfwort erflernt. Jetzt alle zusammen: "FRAK!"

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Mittwoch, 4. Juni 2008
Battlestar Galactica


Wie im Eröffnungsbeitrag ja schonmal angekündigt mal ein paar Kommentare zu meiner aktuellen Lieblingsserie. Weiß garnicht, wo ich anfangen soll.

Also zunächst mal werde ich mir die Serie ab heute von Anfang bis Ende (bzw. bis zur letzten ausgestrahlten Folge) im englischen Original anschauen und dann jede Folge einen mehr oder weniger kleinen Bericht dazu hier 'reinstellen. Quasi als eine Art Tagebuch. Soviel also zum Ablauf.

Und für alle, die mit der Serie bisher nichts anfangen konnten, hier meine persönlichen 10 Gründe, warum es sich lohnt. In willkürlicher Reihenfolge.

1. Die Schauspieler.
Es ist mehr als nur manchmal, dass man kinoreife Leistungen zu sehen bekommt. Allein das Duo Edward James Olmos als Cmdr. William Adama und Mary McDonnell als Präsidentin Laura Roslin spielen einen Großteil aller mir bekannten TV Darsteller mühelos an die Wand.

2. Die Story.
Zugegeben, das klassische Gut-gegen-Böse Schema findet man an jeder Straßenecke. Und auch der Zwist Mensch-gegen-Maschine ist längst nichts Neues. Allerdings sind die Grenzen hier keineswegs so klar gezogen, wie man anfangs meinen könnte, es geht zum Teil gewaltig ans Eingemachte und es wird auch nicht an schockierenden, mysteriösen wtf? Momenten gespart.

3. Keine Science Fiction.
Moment mal. Wir haben Raumschiffe. Und Überlichtantriebe. Und böse Maschinenwesen, die unseren Helden dauernd ans Leder wollen. Und da ist das keine Science Fiction? Ich behaupte: bis auf diese genannten Komponente, definitiv nein! Dafür ist die Serie viel zu realistisch gehalten. Man vergisst nur allzu schnell, dass die Handlung zum größten Teil auf einem alten, im Weltall umherirrenden Raumschiff stattfindet, viel eher denke ich da an die klaustrophobische, bedrückende Athmosphäre aus "Das Boot". Da wird noch Papierkram erledigt, Befehle müssen per Schnurtelefon durchgestellt werden und geschossen wird nicht etwa mit farbenfrohen Strahlenkanonen, sondern mit stinknormalen Kugeln.

4. Tolle Effekte.
...und wer dennoch auf abgefahrene Weltraumschlachten steht, wird dennoch nicht zu kurz kommen. Zwar halten sich Effektorgien angenehm in Grenzen, aber falls es dennoch mal zu einem Scharmüzel kommt, laufen die Effekte teilweise noch großen Kinoproduktionen den Rang ab.

5. Die Musik.
...hat mich von Anfang an begeistert. Nie überdreht oder kitschig, aber immer genau auf den Punkt. Japanische Taiko-Trommeln, schottischen Dudelsäcke, Querflöten und ein wahnsinnig tollen Geiger sind nur ein paar der herausstechenden Merkmale. Die Musik schafft es meist mühelos, das Geschehen passend zu untermalen, Stimmungen und Emotionen einzufangen oder zu erzeugen, und das, ohne altbacken, allzu bekannt oder klischeehaft zu wirken.

6. Kamera.
Die realistische, unruhige, mitten-dabei-Kameraführung ist zwar auch nicht unbedingt neu, habe ich so aber auch noch bei keiner (oder kaum einer) Serie gesehen. Das gibt einem gleich noch mehr das Gefühl, mittendrinn zu stecken. Zu erwähnen wäre obendrein noch der zum Teil überragende Schnitt.

7. Charaktere.
Sämtliche Figuren sind weder platt, noch eintönig, langweilig, vorhersehbar oder schwarz/weiß. Sicherlich reagieren sie manchmal unlogisch, gemein, egoistisch oder einfach nicht nachvollziehbar. Aber das ist ja schließlich menschlich. Jede Figur macht im Laufe der Serie ihre Entwicklung durch, und man kann nicht anders als mitzufiebern. Und es gibt auch für jeden etwas: starke Frauen, sexy Frauen, gutaussehende Männer, Leute mit Psychosen, grantige Typen, nette Typen, nicht so nette Typen, undundund.

8. aktuelles Geschehen.
Zwar findet das Ganze irgendwo, weit weg im Weltall statt, aber dennoch müssen sich die Protagonisten mit (leider) allzu bekannten Problemen auseinandersetzen. Was macht man mit Selbstmordattentätern? Und was macht man, wenn man selbst zu Anschlägen gezwungen ist? Darf eine Frau abtreiben? Selbst dann, wenn die Menschheit kurz vor dem Aussterben steht? Und kann man unter solchen Bedingungen überhaupt noch eine legitime Regierung aufrecht erhalten? Wie steht es überhaupt mit der Machtverteilung zwischen Militär und Zivilregierung?

9. Themen.
...gibt es viele. Religion, Jura, Schicksal, Halluzinationen, Überlebenskampf, Evolution, Krebs, Monotheismus vs. Ploytheismus, Rassismus, Verrat, Kinder und ihre Eltern, natürlich Liebe. Wem noch ein mögliches Thema einfällt: einfach in Gedanken dazuschreiben, es kommt mit Sicherheit vor.

10. Kritiker.
Wer noch nicht überzeugt ist, lese sich einfach ein paar gängige Kritiken durch. Zwar ist die Zahl der Fans im Gegensatz zu anderen großen Serien (noch?) recht überschaubar, aber die Kritiker sind hellauf begeistert. Beispielsweise das große Time Magazine, das die Serie zur besten TV Sendung kürte:


"Most of you probably think this entry has got to be a joke. The rest of you have actually watched the show. Adapted from a cheesy '70s Star Wars clone of the same name, Galactica (returning in January) is a ripping sci-fi allegory of the war on terror, complete with religious fundamentalists (here, genocidal robots called Cylons), sleeper cells, civil-liberties crackdowns and even a prisoner-torture scandal. The basic-cable budget sometimes shows in the production, but the writing and performances are first-class, especially Edward James Olmos as the noble but authoritarian commander in charge of saving the last remnants of humanity. Laugh if you want, but this story of enemies within is dead serious, and seriously good."

link zum Artikel

Man liest sich.

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